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Alt 11.09.2020, 22:34
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Golf 4
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Standard Bremssattel hinten, Innenleben in Einzelteilen!

Hier geht es um das Innenleben einen normalen Golf4 Bremssattel hinten. Ich habe den Sattel auseinander genommen und das Innenleben einige Zeit sich selber überlassen. Erst kürzlich habe ich dann das Innere mal weiter seziert und wollte eben der Funktion etwas weiter auf die Schliche kommen.

TRW-BHN 180+181 bis 06/99 mit 38mm-Kolben, dünnes Handbremsseil 3,4mm
TRW-BHN 275+276 ab 07/99 mit 38mm-Kolben, starkes Handbremsseil 7mm
Unterschied:
Den Handbremsausleger gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen, je nach Seilstärke!

Der hintere Bremssattel besteht innen aus einem System von Handbremsmechanismus und Nachstellmechanismus und daher eben aus zwei Teilen. Der hintere Teil ist die Handbremsmechanik. Auf den Fotos sieht man die Achse mit der Feinverzahnung für die Aufnahme des Handbremsauslegers/Hebels (außen), am hinteren Sattel.
Diese Achse endet an einer festverbundenen Grundplatte, die mit drei Kugelmulden (Unterseite) ausgerüstet ist. In den Mulden befindet sich 3 x eine Stahlkugel. Die Kugeln laufen von ihrer tiefsten Stelle seitlich hoch, wenn man die Handbremse anzieht und damit drücken die Kugeln die Grundplatte und ihr Gegenstück auseinander und dies bewirkt, dass aus einer "Drehbewegung" eine "Schubbewegung" ausgeführt wird. Auf diese Art wird dann der Kolben an den inneren Bremsbelag gedrückt und der äußere Belag wird durch den Sattel an die Scheibe herangezogen. Die Bremsscheibe wird in die Zange genommen und festgeklemmt.

Die andere Grundplatte, wo die Kugelmulden+Kugeln laufen, ist mit einem Metallzapfen im Sattelhinterteil und einer passenden Bohrung, fest verbunden und kann sich nicht mitdrehen. Somit laufen die Kugeln immer in den Mulden vom "Tal" auf den "Berg" und beim lösen der Handbremse drehen sie sich wieder zurück zum tiefsten Punkt in der jeweiligen Mulde.

Zwischen der Handbremsmechanik und dem oberen Innenteil befindet sich eine Art kleine Bremsscheibe/Anlaufscheibe. Sie dient als Trennscheibe zwischen den Bauteilen.
Oben drüber befindet sich dann die "Grundplatte mit Spiralgewindeachse" die dann in das Kolbeninnenleben eingreift. Dieser Teil ist mit einem Metallkäfig umgeben, der noch eine starke Feder beinhaltet. Der Käfig ist aber mit der Grundplatte ganz unten im Sattel verbunden und dort mit kleinen Nasen angebördelt. In dem Käfig ist die "Grundplatte mit dem Spiralgewinde" mit drei Rastnasen gegen eine Verdrehung gesichert und kann sich nur "auf und ab" bewegen, also nur die "Schubbewegung" von der Handbremsmechanik
mitmachen. Die starke Feder innerhalb des Käfigs ist praktisch die Rückholung/Rücksetzung der Handbremsautomatik, damit der Sattel nach dem lösen der Handbremse auch wieder in seine Ruhestellung/Ausgangsposition zurück kehrt.

Die Achse mit dem Spiralgewinde steht oben aus dem Käfig heraus und greift in das Gegenstück im Sattelkolben ein. Dort befindet sich der dritte Teilabschnitt im Sattel. Das Innenteil/Stempel im Kolben ist mit einem Sicherungsring gesichert und ist drehbar, wenn er nicht unter Druck steht.
Man kann den Stempel im Kolben einfach drehen und auch etwas nach unten ziehen, wenn er nicht unter Druck steht. Also entweder per Handbremse oder per Fußbremse und damit per Hydraulikdruck.
Der Stempelaufbau ist folgend: Sicherungsring - Ausgleichscheibe - Federscheibe - Ausgleichscheibe - kleiner Axiallagerring. Dann kommt der Kopf des Stempels und der ist mit drei Ausgleichbohrungen/Überströmern für die Bremsflüssigkeit ausgerüstet. Der Kopf des Stempels liegt an einer Anlauffläche im Kolbenboden an. Unter Druck liegt der Stempel voll an der Anlauffläche an und schieb den Kolben aus dem Sattelgehäuse. Am Kopf des Stempel ist noch ein kleiner Dom mit einem Gummidichtring, der verhindert, dass die Bremsflüssigkeit bis in die Kolbenbodenspitze gelangt.

Das Spiralgewinde ist ja Teil der Sattelnachstellung und bewirkt, dass das Spiel zwischen abnehmendem Bremsbelag+Scheibe und Kolben/Sattel nachgestellt wird.
Die Kolbennachstellung erfolgt über das Spiralgewinde. Der Kolben dreht sich selbst nicht, sondern schieb sich immer nur gerade aus dem Sattel. Die Nachstellung erfolgt am Spiralgewinde und dem drehbaren Stempel. Da stellt sich das Spiel jedesmal nach, wenn es nötig ist.

Der Kolben wird unter Druck und einer Rechsdrehung (im Uhrzeigersinn) zurück gesetzt. Somit läuft und dreht sich das Spiralgewinde wieder bis zu seinem Anfangspunkt zurück und die Nachstellung beginnt wieder von vorn.

Noch etwas zu dem technischen Aufbau:
An der Stelle einen Dank an "ratbaron", denn er hat mich erst dazu gebracht, dass ich mir das Innenleben mal genauer angesehen habe und alles zerlegt habe. Vielen Dank!!!

Es ist nicht tragisch, wenn man mal in "verkehrter" Richtung zurück dreht. Man wird sehr schnell merken, dass der Kolben nicht nach innen geht, sondern ein Stück rauskommt oder auf der Stelle dreht, weil der Stempel innen ohne Druck, frei dreht.
Auch ein mäßiger Druck auf den Kolben (ohne Drehbewegung) ist nicht sehr tragisch, solange man nicht wie ein "Ochse" mit Schraubzwinge oder sonstigen geeigneten Hilfmitteln, hohen Druck auf die Innenteile ausübt.

Es können dann die drei Stahlkugeln in ihren Laufmulden zerbrechen oder die Mulden werden so geschädigt, damit kein Kugellauf mehr erfolgen kann, oder das Spiralgewinde im Stempel und Nachstellung, gehen kaputt und werden praktisch so stark verkeilt, dass keine Drehbewegung mehr ausgeführt werden kann.

Es muß zwischen den inneren Bauteilen immer etwas Spielraum sein, damit die Bremsflüssigkeit alles umspülen kann und praktisch als Gleitmittel dient.

Ein weiterer sehr guter Einfall: Es gibt die externen Sattelfedern, die man zwischen Sattel und Handbremsausleger einhakt. Diese Feder unterstützen den Sattel und die innere Feder bei der Arbeit und verhindert so den frühzeitigen Ausfall des Sattels.
Die Federn haben die TN:7H0615295A und 7H0615296
Wer sich das Foto mit den Federn genau anschaut, wird ganz unten auch die TN erkennen! ;-)

Nochwas: Es gibt noch den Sattel TRW-BHS 184+185 mit 41mm-Kolben (ab Bj.99) für den Variant und die größeren Motorisierungen des Golf4. Diese Sattel sollten dem Aufbau auch entsprechen. Kann es aber nicht ganz genau sagen, da mir bisher kein Sattel dieser Bauart vorlag!

Wenn Euch Fehler oder andere Dinge auffallen, dann bitte meldet Euch bei mir, dann füge ich es ein oder berichtige den Text.
Wenn jemand Fragen hat, dann her damit!

So und nun folgen die Fotos:
Angehängte Grafiken
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Geändert von Schlupf (11.11.2022 um 00:54 Uhr) Grund: Edit: Schreibfehler entdeckt!
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Standard

Hallo Schlupf,

vielen dank für diese ausführliche Fotodokumentation - endlich verstehe ich nun was da drin passiert.
Hatte gerade Probleme mit "klebender" Handbremse, die sich nicht freiwillig zurückstellt und wollte ungern den Sattel zerlegen - nun finde ich hier Deinen ausführlichen Bericht dazu.

Bremshebel blieb immer vor dem letzten cm stehen und es lag nicht am Bremsseil. Achse im Sattel - meine die hier (unten auf Deinem Bild 9) scheint mit der Zeit durch Rost und bei Wenig-Benutzung mehr+mehr festzugammeln. Habe sie von außen ohne Demontage geölt und wieder gangbar gemacht (Dichtlippe mit Spachtel weghalten und Öl auf der Fläche da zwischen laufen lassen) - mal sehen wie lange das jetzt vorhält.
Oder kennst Du eine andere Vorgehensweise ohne Zerlegen den Bolzen von außen zu fetten ?

Hannes

P.S. diese Federn die Du empfiehlst könnten helfen - wie nennst Du die und woher?

Glaube ich hab sie gefunden:

Bremssattel-Rückholfedern aus D
Angehängte Grafiken
Dateityp: jpg VW-Bremssattel-hinten_zerlegt_09.jpg (98,4 KB, 14x aufgerufen)
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Alt 10.11.2022, 12:27      Direktlink zum Beitrag - 3 Zum Anfang der Seite springen
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Standard

Die Federn haben die TN:

7H0615295A
7H0615296
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Schlupf (11.11.2022)
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Standard

Mineralöl und Fett sollte möglichst nicht an die Bremssysteme kommen. Es gibt dafür die ATE-Bremszylinder-paste, siehe Foto!

Solange kein Öl in den Bremskreislauf kommt, hab ich nix gesagt! Deine Sache!

Die Federn unterstützen den Sattel bei der Arbeit und ziehen auch die Seile wieder im gewissen Maße in Position!
Ich packe mal die TN von VW-Mech oben bei mir dazu! Danke an VW-Mech!!!

Nimm auf jeden Fall nicht den Sattel auseinander, denn das hat keinen Sinn mehr. Kaufe neue Sattel und vielleicht frische Seile und Federn und dann hat man wieder Jahre Ruhe!
Die Welle ist meist so angegammelt, dass es keinen Sinn mehr macht.
Angehängte Grafiken
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Schlupf ist offline  

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Alt 11.11.2022, 01:59      Direktlink zum Beitrag - 5 Zum Anfang der Seite springen
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Standard Bremssattel Handbremse - Welle fest - ölen

Zitat:
Zitat von Schlupf Beitrag anzeigen
..... gibt [dafür] ATE-Bremszylinder-paste,.........
Hallo Schlupf,

danke - wird nicht funzen damit - Paste kriegt man doch von außen nicht wirklich an die Welle. Naja - wer das mal probiert hat, weiß wovon ich spreche. Es kommen ein paar Tropfen Öl zwischen Hebel und Gummi und die kommen leider auch garnicht weit genug. Bestimmt nicht bis zum Wellendichtring - außerdem herrscht dort Überdruck und so wird die Bremsflüssigkeit im System mit Sicherheit nicht gefährdet. Schon klar - Du denkst Du musst auf diese ganzen Sicherheitsbedenken hinweisen, die überall beiliegen. Aber nach jahrelanger Schrauberei mit dem Anspruch kreativer Lösungen ist sowas dann irgendwann ermüdend ................. Soll ja auch lediglich als pragmatische Übergangslösung dienen und letztendlich ist jeder Leser in so einem Forum hier für sein Tun selber verantwortlich - kann also auch keinen Schreiber hier in Regress nehmen.

Das die Federn nur "mithelfen" war schon klar. Und neue Sättel sind natürlich immer gut, aber es handelt sich um die größeren Sättel für Kombi .....


Hannes



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