Kalte Lötstellen reparieren

[stillgrey]

Habe mal eine Frage an alle Lötprofis :-)

Ein Chip auf meinem Tacho funktioniert bei kalten Temperaturen nicht wegen kalten bzw. spröden Löstellen. Mit dem Auge oder der Lupe kann man kaum oder gar nicht erkennen welche Kontakte genau dafür verantwortlich sind, also hilft wohl bloß alle nachzuarbeiten.
Chip ist etwa so groß wie ein 20 Cent Stück und hat pro Seite 16 Kontakte = 64 Stück zum Nachlöten.
Wenn ich diesen Chip kurz mit einem Fön erwärme funktioniert alles, also liegt das Problem sicher daran.



Wie gehe ich am Besten vor? Hier mal ein paar Vorschläge meinerseits die ich gelesen habe:

1. Platine mit Alufolie abkdecken und einen Ausschnitt für den Chip freilassen. Danach mit Heißluft erhitzen bis die Lötstellen flüssig werden.

2. Alle Kontakte mit Lötkolben erhitzen und etwas neues Zinn hinzugeben (bei der Größe extrem schwierig wirklich sauber zu arbeiten und Verbindungen zwischen zwei Kontakten zu vermeiden...)

3. leeres Teelicht mit Spiritus füllen, auf den Chip stellen und anzünden. Verbrennung bei etwa 200°C. Warten bis die Löstellen flüssig werden, dann das Teelicht mit einer Zange runternehmen.
Habe mir die Specs des Chips durchgelesen, alles über 150°C auf dem Chip selber könnte zu viel des Guten werden, also sollte man das direkte erhitzen mit dieser Methode wohl eher vermeiden..

4. Backofen (halte nichts davon, zu hohe Belastung aller Bauteile obwohl diese gar nicht betroffen sind)

Zwei generelle Fragen: Ist löten/erhitzen ohne neues Zinn aufzutragen totaler Murks und zum scheitern verurteilt oder ok?
Würde es etwas bringen nur Flussmittel aufzutragen vor dem Erhitzen ohne neues Zinn?

Komplettes nachlöten mit einem Lötkolben und neuem Zinn halte ich für extrem kompliziert und fehleranfällig.. meine derzeitige Tendenz ist also Heißluftföhn + Alufolie als Schutz.

Bin gespannt auf eure Antworten und Tipps :-)

[runnerschreck92]

Neu verlöten mit firschem Lot bzw. Flussmittel!
Alles andere ist murx

[Tobibabohu]

Am besten mit Micro-Lötkolben nachlöten und erstmal ohne zusatz von neuen zinn versuchen.
Wenn Zinn dazu gegeben werden muss, dann am besten nur denn 0,5mm Zinn nehmen.
Solche sachen löte ich persönlich unterm Microskop, damit es gleich sichtbar wird wenn man ein schluss drinn hat.

[didgeridoo]

Flussmittel mit Pipette auftragen und dann die Kontakte manuell
mit einem SMD Lötkolben nachlöten. Das klappt - man benötigt nur ein ruhiges Händchen

Methode 1 könnte auch klappen; ist aber riskant, da sich in der Nähe andere Bauteile befinden, die du ebenfalls ablöten könntest und die dann verrutschen.
Der Chip muss natürlich beim (behutsamen) Erhitzen festgehalten werden.
Kunststoffteile sehe ich auch; auf die müsste man besonders Acht geben.
Eine Heißluft Lötstation wäre hier übrigens besser geeignet als ein Heißluft Fön.

Methode 3 und 4 sind Unsinn.

[stillgrey]

Flussmittel auftragen ist ja kein Problem eigentlich, bloß vor neuem Zinn habe ich Angst da es sehr schnell zu viel wird und nicht gewollte Verbindungen entstehen.
Macht es auch Sinn Flussmittel aufzutragen und ohne neues Zinn dann zu erhitzen?

Danke schonmal für euer Feedback

Wenn man sowas selbst löten will, dann sollte man die notwendige Löttechnik da haben. Sinnig wäre eine regelbare Lötstation, eingestellt auf max 310°C und eine SMD Spitze.
Heißluft geht zwar auch, allerdings sollte man einen Heißluftfön für sowas tunlichst vermeiden. Dafür gibt es auch Heißluftlötstationen mit regelbarer Temperatur und regelbarem Gebläse.

Ich würde es mit Lötstation und SMD Spitze nachlöten. Ach ja, so ne Lötstation für SMD hat auch 40-60W. Was aber nichts macht, weil man die Temperatur ja einstellt und wirklich nur ne Nadelspitze hat.

[didgeridoo]

Selbstverständlich funktioniert das Flussmittel auch i.V.m. dem alten, vorhandenen Lötzinn.

[stillgrey]

Das hört sich bei euch so einfach an :-) Habe ja gestern schon mit nem Kumpel ein wenig probiert, er hat schon oft SMD's gelötet und eine Heißluft Lötstation hat er auch, aber diese unzähligen Kontakte auf nem Chip sind irgendwie doch ne ganz andere Liga.
Ich finde es extrem schwer das man nicht zu viel Lötzinn aufträgt, und dauerhaft so ein extrem ruhiges Händchen zu haben ist auch echt nicht ohne... deswegen hätte ich halt heißluft vorgezogen... (gleichmäßige Erhitzung, gleichmäßiges Ergebnis usw.)

die Aktion mit der Heißluftstation gestern war wohl zu lasch... sind auf jeden Kontakt so geschätze 5 sek draufgeblieben bei 300 Grad.
Bei den Tests direkt nach dem Löten hat alles funktioniert, nach ner Runde "Tacho im Kühlschrank" sind die Probleme aber wieder da.

Danach haben wir noch 2 Seiten mehr oder weniger gut nachgelötet, ziemlich nervenaufreibend und auch das hat bis jetzt noch nichts gebracht... (dabei wurde kein Flussmittel verwendet)

P.S. habe übrigens noch so ne Laserpistole zum Temperatur messen, mit der könnte ich ja so eine Heißluftaktion etwas überwachen..

[didgeridoo]

Bist du überhaupt sicher, dass es an genau diesem Bauteil liegt?

[stillgrey]

Ich hab gestern extra nochmal ganz kurz im angeschlossenem Zustand diesen Chip mit Heißluftföhn erwärmt, die Fehler sind sofort verschwunden.

Gibts es noch die Möglichkeit das der Chip selber defekt ist? Dann würde er ja gar nicht mehr funktionieren oder?

Es gibt 2-3 Berichte im Inet bei denen der Tausch des Chips die Fehler behoben hat. Nur kann ich mir wie gesagt nicht vorstellen das es am Chip selber liegt..

[didgeridoo]

Wie äußert sich der Fehler eigentlich?

[stillgrey]

- Drehzahl, Tank, Wassertemp, Geschwindigkeit fallen kurzeitig aus und gehen gleich wieder an (Zeigerwischen sozusagen)
- Tachobeleuchtung flackert (Beleuchtung der Lüftungsdüsen und Radiobeleuchtung ist auch betroffen komischerweise.. eventuell weil bei dem ständigen "neustarten" dieses Prozessors die Spannung kurzzeitig einbricht?)

Das Ganze passiert anfangs alle paar Sekunden, wird immer weniger und ist ab einer Innenraumtemperatur von geschätzt +10-15 Grad komplett verschwunden, dann funktioniert alles ohne Aussetzer.

Dieses Teil wurde in manchen Foren als Verursacher genannt:
Microcontroller MC68HC908AZ60, 2J74Y das ist der besagte Chip den ich auf meinem Bild oben markiert habe.
Betroffen sind hauptsächlich Audi TT 8N, Audi A4 B5 und Audi A3 8L

Aus Litauen kann man einen passenden Chip inkl. Software bestellen:
MC68HC908AZ60 2J74Y processor already programmed with software 509019 303412 A4 diesel V7.82ML for repair A4 1999-2001 dashboard made by Magnetti Marelli

Fehlerbeschreibung: "Defective instrument cluster symptoms – dashboard not switch ON at all, some displays are black, all lamps blinking, sometimes all pointers go back to “0” positions and dashboard restart’s itself."

[spark]

Die Quelle des Chips habe ich selbst zwar noch nicht getestet, habe aber schon positives darüber gehört...

Das Einlöten ist im Grunde aber einfach. Auslöten das alten Chips bei so einem mit Pins an 4 Seiten schon anspruchsvoller.

Wenn der alte Chip draussen ist(einfachste wäre heissluftlötstation mit 4er Aufsatz) bisserl Lötfett verteilen, Lötstation auf ca 350Grad stellen und mit Lötsauglitze die Pads säubern. Danach nochmal dünn Lötfett auf die Pads und Chip positionieren. Lötstation auf 307 Grad stellen und Chip an 2 Ecken anpinnen(verlötet). Lötkolben immer wieder mittels Edelstahl Topfschwamm an der Spitze reinigen. Dann mit kleinen Mengen an Lötzinn die Beine bestreichen, bzw antippen. Man sieht dabei wie das Lot sich verbindet. Einmal drumherum mit Pausen um übermäßige Erwärmung zu vermeiden.

Ganz easy eigentlich. Sollten sich 2 Pins verbinden ist das auch kein Drama, da hilft wieder Entlötlitze mit Lötfett dran bzw ne Lötsaugpumpe.

Natürlich geht es auch mit Verzinnungspaste und Heißluft. Ich mag aber lieber so.

[stillgrey]

Also ich kann jetzt mit hoher Sicherheit sagen das es nicht an den Kontakten liegt, diese wurden gestern nochmal ordentlich nachgelötet (etwas Lötfett mit einem Pinsel aufgetragen und mit einer feinen Spitze alle Kontakte bei 350 Grad kurz geschmolzen). Hat super sauber und zügig geklappt diesmal. Danach wurden alle Kontakte durchgemessen und überall ist die Verbindung zur Platine da.

Das Fehlerbild bleibt das gleiche, es bleibt also nur noch ein Problem mit dem Chip selber, demnach komme ich um einen Wechsel nicht drumherum. (kurzzeitig mit einem Heißluftföhn auf den Chip halten beseitigt schlagartig wieder die Probleme, gehe also immer noch nicht von einem anderen Defekt aus)

Bestell Dir den doch. Viel kaputt gehen kann kaum wohl nicht mehr.

[spark]

für die 31 tacken würd ich es auch riskieren. was soll schon passieren...